Die Schöpfung von Joseph Haydn

Das Oratorium Die Schöpfung von Joseph Haydn ist nach Händels Oratorien ein herausragendes Werk. Die Tradition der Oratorien hört mit der Barockzeit auf, ausgenommen sind Passionsvertonungen, z.B. Der Tod Jesu von Carl Heinrich Graun. Erst in der romantischen Rückbesinnung auf die alte Zeit entdeckt Felix Mendelssohn Bartholdy die Matthäuspassion von Bach und schreibt eigene Oratorien (Paulus, Elias und Christus, was ein Fragment bleibt).

Nun würde es den Rahmen einer Konzerteinführung sprengen, zeichnete ich die ganze Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der Schöpfung nach. Deshalb nehme ich den fragmentarischen Charakter dieser Einführung bewusst in Kauf und hoffe auf die schönere Vollendung im Erklingen der Musik. Die Aspekte, die erwähnt werden, spiegeln meine Beschäftigung mit der Schöpfung wider. Als Methode verwende ich die sog. Essayistische Methode, die bei Walter Benjamin zu entdecken ist. So können Sie diese Einführung als experimentellen Versuch lesen, das Kunstwerk (die Kunstperformance) Schöpfung in dreifacher Perspektive zu erschließen: einmal durch formale, inhaltliche und definitorische Aspekte, die aber dann verschlungen mit ästhetisch-metaphorische Erläuterungen sind und schließlich in die klingende Aufführung münden.

Grundlage des Librettos, das vom Baron Gottfried van Swieten zusammengestellt wurde, ist der Epos Paradise Lost von John Milton. Zwischen Milton und van Swieten hat noch ein anonymer Dichter mitgewirkt, den die Musikforschung keiner Person zuordnen kann.

Der Text greift auf die Bibel und ihre Schöpfungserzählungen zurück. Im Zentrum steht der Anfang der Bibel. Aber auch in Psalmen wird Gott als Schöpfer der Welt besungen: z.B. in Psalm 121, in dem es heißt: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher wird mir Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Oder im Psalm 24, dessen Ende die Adventszeit prägt (Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch…), weist der Anfang auf Gottes Schöpfungshandeln hin: Des Herrn ist die Erde und ihre Fülle, die Welt und die darauf wohnen. Denn er, er hat sie gegründet über Meeren und über Strömen sie festgestellt. Die Psalmen 19, 104 und 93 singen preisend von der Schöpfung der Welt durch Gott. Einige Verse tauchen in Haydns Schöpfung auf. Besonders der 93. Psalm zeigt eine Eigenart des jüdisch-christlichen Schöpfungsglaubens: es geht nicht nur um die Neuerschaffung, sondern auch um die Erhaltung der Welt. In der Theologie wird zwischen creatio ex nihilo (der Schöpfung aus dem Nichts) und creatio continua (der Erhaltung der Schöpfung), also zwischen creatio, der Schöpfung und der conservatio, der Erhaltung unterschieden.

Der erste Vers der Bibel: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde nutzt für das Verb schaffen den hebräischen Ausdruck bara. Dieses Verb ist dem Schaffen Gottes vorbehalten. Darin kommt zum Ausdruck, dass es keinen Chaoskampf gab, sondern dass Gott mühelos die Welt schuf und dass der Werkstoff, den Gott nutzte das Nichts war.

Der biblische Schöpfungsglaube enthält einen Moment der Entsakralisierung der Schöpfung. Die Schöpfung ist nur Geschaffenes, enthält nur Hinweise auf den Schöpfer, ist aber selbst nicht religiös zu verehren – das wäre Götzendienst.

Eine wichtige Frage für Schöpfungsmythen ist: was war vor der Schöpfung. John Milton geht in seinem Epos Paradise Lost davon aus, dass vor der Erschaffung der Welt der Himmelsturz stattfand. Ein Engel (Luzifer) wollte an Gottes Stelle treten und erhob sich gegen ihn, deshalb wurde er in die Hölle verbannt. In Haydns Schöpfung ist diese Episode noch angedeutet, wenn es in Nr. 3 heißt: Nun schwanden vor dem heiligen Strahle des schwarzen Dunkels gräuliche Schatten … Erstarrt entflieht der Höllengeister Schar in des Abgrunds Tiefen hinab zur ewigen Nacht. Verzweiflung, Wut und Schrecken begleiten ihren Sturz. Der biblische Bezug ist in Offenbarung 12 zu finden.

Anlass für diese Interpretation eines Himmelsturzes gibt die Bibel: Es besteht ein gewisser Widerspruch zwischen Vers 1 (Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.) und Vers 3 (Und Gott sprach: Es werde Licht…). Das klingt so, als ob zweimal die Welt geschaffen wurde. Zwischen diesen beiden Schöpfungen fand der Engelsturz statt, der bei Haydn musikalische aufgenommen wird. Der Chor singt – bezaubernd schön – und eine neue Welt entspringt auf Gottes Wort.

Die Schöpfung setzt ein mit einer Ouvertüre, die überschrieben ist mit: Vorstellung des Chaos. In der Bibel steht hier die hebräische Wendung tohu wa b(v)ohu.

 

Exkurs tohu wa vohu

In vielen Schöpfungsmythen wird die Schöpfung als Chaoskampf dargestellt. Aus diesem Chaoskampf gehen dann die Götter siegreich hervor. Doch immer wieder müssen sie sich gegen die Chaosmächte durchsetzen. Von Chaos steht in der Bibel nichts. So schleichen sich in diese Ouvertüre griechische u.a. religiöse Überlieferungen ein. Die Bibel beginnt: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer.

Tohu wa vohu heißt: wüst und leer oder Wüste/Öde/Verwüstung und Leere/Nichtigkeit. Buber-Rosenzweig übersetzen Irrsal und Wirrsal und deuten damit an, dass es um geistliche Leere (tohu) und geistige Leere (vohu) geht. Dabei kann man die Worte, die durch ein und verbunden sind tohu-vohu auch als Steigerung interpretieren. Auch wenn heute umgangsprachlich mit tohu wa bohu ein großes Durcheinander gemeint ist, trifft dies nur unzulänglich den Anfang des Schöpfungsberichtes.

Der Schöpfungsglaube in der Bibel ist nicht der Mittelpunkt der jüdischen oder christlichen Religion. Im Zentrum des Judentums steht die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, die Wüstenwanderung und Einzug ins Gelobte Land. Dieses geschichtliche Handeln Gottes an seinem Volk, das im Bundesschluss mit Abraham, Mose am Berg Sinai und mit dem davidschen Königshaus zum Ausdruck kommt, begründet den Glauben der Juden. Der Glaube der Juden und damit auch der Christen hat den Glauben an einen Gott, der sich in der Geschichte offenbart. Die Weltgeschichte verläuft nicht in Wiederholungen, sondern es ist eine lineare Heilsgeschichte Gottes mit seiner Schöpfung. So wird Gott als Schöpfer gepriesen, wie im christlichen Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Gott, den Schöpfer Himmels und der Erden.

 

Die Schöpfung im Kontext der Theologie ihrer Entstehungszeit

Zur großen Überraschung Haydns wurde seine Komposition von der Kirche abgelehnt und teilweise durfte sie nicht in einer Kirche aufgeführt werden. Da auch für uns heute im 21. Jahrhundert – immerhin findet unsere Aufführung ja in einer Kirche statt – nicht einfach mehr nachzuvollziehen ist, warum dieses geistliche Oratorium in zentralen Punkten gegen die orthodox christlich-kirchliche Lehre stand, sollen einige Punkte angesprochen werden:

1. Die Schöpfung von Haydn ist ein großartiges Lob Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde. Allerdings auch nicht mehr und damit bleibt es auf den ersten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses beschränkt.

2. Damit wird ausgesagt, dass die heilgeschichtliche Einordnung fehlt. Nach damaligem Verständnis hat man die Schöpfungsgeschichte nur dann vollständig erzählt, wenn der Sündenfall, die gefallene Schöpfung nicht abgekoppelt wird. Leibniz formuliert in seiner Schrift Theodizeé, dass unsere Welt die beste unter den möglichen Welten ist. Dahinter verbirgt sich die Aufnahme von drei Übeln, die in unserer Welt vorkommen: a) das metaphysische Übel besteht darin, dass die Welt endlich ist. Daraus ergibt sich fast zwangsläufig b) das physische Übel, was Leiden und Schmerzen thematisiert, die Welt ist also unvollkommen. c) das moralische Übel ist deshalb in der Welt, weil Gott uns Freiheit gegeben hat und wir so Fehler machen können, oder theologisch ausgedrückt: sündigen. Die Beste unter den möglichen Welten, in der wir leben hat zwangsläufig als Schöpfung Gottes, diese Mängel. Wenn sie vollkommen wäre, dann wäre sie eine Konkurrentin Gottes, denn nur er ist vollkommen und ewig.

3. Nach den Religionskriegen im 16. und 17. Jahrhundert und der darin sich aufdrängenden Einsicht, dass die Religion keinen Frieden bringt, suchten die Menschen nach anderen Haltepunkten für ihr Leben. Sie entdeckten die Natur. Sie entdeckten die Schönheit, die Naturgesetze, die auf wundersame Weise ineinandergriffen und so das Leben der Menschen ermöglichten. Die Vernunft der Beobachtung deckte die Naturgesetze auf. Auch wenn immer wieder das Staunen über die Genialität des Schöpfers auftrat, war langfristig damit zu rechnen, dass die Menschen, indem sie die Gesetze der Schöpfung entschlüsselten, Gott natürlich erkennen könnten. Die Kirche sah darin eine große Gefahr, denn dann wäre die Religion eine angeborene Eigenschaft, man könnte Gott in der Natur erkennen und die Vermittlung der Kirche würde überflüssig.

4. Das Symbol Licht und Erleuchtung (das Zeitalter der Aufklärung wurde englisch mit enlightenment und französisch Siècle des Lumières bezeichnet) wurde umgedeutet. Licht war ursprünglich das Gute und von Gott kommende, im Gegensatz zur Finsternis und zum Widergöttlichen. Jetzt war das Licht Antropomorph, denn es bezeichnete den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit (Kant). Das klingt z.B. auch in der Lobgesangsinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy an.

5. Das in Haydns Schöpfung transportierte Menschenbild konnte so nur auf kirchliche Hinterfragung stoßen: Der Mensch wurde als uneingeschränkte Krone der Schöpfung dargestellt. Er ist mit Vernunft ausgestattet und hat so sein eigenes Glück (gelingendes Leben) in der Hand. Hier ist durchaus eine Quelle des unendlichen Fortschrittsglaubens, mit dem wir bis heute kämpfen, zu sehen. David Friedrich Strauß (1808-1874 bekannt durch sein Buch Das Leben Jesu) fasste die Veränderungen für den Glauben im Schöpfungslibretto sehr pointiert zusammen: Kreuz und Opfertod mit ihren Qualen und Ängsten sind vergessen; mit geklärtem Auge wendet sich der Mensch der Welt und Natur zu, aus der er zuletzt sich selbst, das erste Menschenpaar, frisch und unverdorben, zur Humanität, nicht zur Buße bestimmt, hervortreten sieht.

Mit Würd und Hoheit angetan so erklingt das Loblied auf den Menschen, dem der ganze dritte Teil des Oratoriums gewidmet ist.

Diese positive Beurteilung des Menschen gefällt uns, war aber vor 200 Jahren ein Durchbruch, der im Konflikt zur Kirche und ihrer Sündenlehre stand. Mit der Aufklärung setzte eine Befreiung des Menschen ein, die man sich heute kaum noch vorstellen kann. Allerdings haben wir heute die Erkenntnis, dass die Freiheit zur Zerstörung der Schöpfung beiträgt, und dass der Freiheit als relationaler Begriff z.B. Verantwortung an die Seite gestellt werden muss.

Die Schöpfung – Libretto und Komposition – ist zu befragen, ob die optimistische Grundhaltung und die zarte Liebe des jungen Paares nicht auch eine unrealistische Verklärung des Lebens darstellen.

 

Die Komposition

Mit einem kräftigen Ton des ganzen Orchesters setzt das Oratorium ein, so als wollte Haydn den Urknall in seine Schöpfung einbeziehen. Die Vorstellung des Chaos wechselt zwischen leisen und lauten Phasen, nutzt Instrumentierungen und rhythmische Figuren, um das tohu wa vohu erklingen zu lassen.

Beruhigung kommt auf, als der Chor einsetzt: Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser. Eindrucksvoll und das war vom Baron van Swieten vorgeschlagen, komponiert Haydn die Erschaffung des Lichts. Hier schwingt immer noch die Freude über die Entdeckungen der Aufklärung mit, denn diese Metapher hatte sich festgesetzt. Der Mensch wurde in seiner Finsternis erleuchtet.

Die folgende Arie ist ein Kampf zwischen Licht und Dunkel, zwischen der guten Schöpfung durch Gottes heiliges Wort und dem Einbruch der chaotischen Mächte mit ihren gräulichen Schatten. Verwirrung und Ordnung liegen im Streit, die Höllengeister sollen vertrieben werden und dann, ganz überraschend und unglaublich wohltuend entspringt die neue Welt.

Haydns Komposition folgt dem ersten Schöpfungsbericht der Bibel (der sog. Priesterschrift) und unterteilt die Erschaffung der Welt in sieben Tage, ohne dass, wie in der Bibel, die neuen Tage immer benannt werden.

Das Beeindruckende – und deshalb auch hier nicht in Worte zu fassende – ist die laut-malerische und atmosphärische Kunst, die nicht einfach Worte mit Tonhöhen und –längen versieht, sondern Bilder vor unseren Augen entstehen lässt. Wir sind sinnlich in die Entstehung der Schöpfung einbezogen.

Wenn man eine Struktur der Komposition erkennen wollte – sie wird immer wieder durchbrochen und beschreibt nur unzulänglich, nämlich rational, was erlebend gespürt wird – dann könnte man einen Dreischritt aufnehmen: a) Rezitative nehmen das Handeln Gottes auf. Sie berichten über das, was Gott durch sein Wort erschuf und werden von imaginären Erzählern (es sind drei Erzengel), die dabei waren, gesungen. b) Arien folgen, die emotional-lautmalerisch das neu Geschaffene betrachten und besingen. Hier wirkt auch der Chor immer wieder mit und c) das ganze Werk – das ist wohl die tiefere Bestimmung der Schöpfung – ist durchzogen vom Lob des Schöpfers. Arien und Chöre (der Engel) bestaunen das Wunderwerk, stimmen die Saiten, erzählen mit den Himmeln, den Tieren und allem, was Odem hat vom ewigen Ruhm des Schöpfers.

Einige, wenige Hinweise zur Vertonung will ich noch herausgreifen: Am dritten Tag schuf Gott Lichter am Himmel – Sonne, Mond und Sterne. In einem Rezitativ mit Orchester werden diese Himmelkörper klanglich illustriert. Die Sonne erklingt als Bräutigam, in vollem Glanz und strahlend, mit Pauken und Trompeten. Für den Mond wechselt der Charakter. Più Adagio, pianissimo und nur Streicher zeichnen einen sanften Schimmer. Der Mond schleicht durch die stille Nacht, während die Sonne stolz und froh ihre Bahn rennt. Die Sterne, es sind ja sehr viele, tupft Haydn ans Firmament mit goldener Farbe. Allegro und schnelle Sechszehntelnoten erklingen und leiten über zu einem großartigen Chor, der den 19. Psalm aufnimmt: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes.

Der zweite Teil der Schöpfung erzählt von den Lebewesen, die Gott schuf. Naturlaute imitierend – das bietet sich bei den Vögeln ja an – stellt Haydn den Adler, die Lerche, das girrende zarte Taubenpaar und die Nachtigall mit ihrer süßen Kehle, vor.

Bei den Säugetieren stehen die Laute, die sie von sich geben nicht so im Mittelpunkt. Haydn nimmt eher die Bewegungen – schwerfällig oder bedrohlich oder geschwinde oder hüpfend oder sanft oder friedlich oder sirrend oder kriechend – auf. Großartig ist die Vertonung, wenn der Löwe brüllt, der Tiger emporspringt, der schnelle Hirsch und das Pferd mit fliegender Mähne vorüber laufen. Idyllisch weiden Rind und Schaf, schwirren die Insekten und kriecht, langsam und tief das Gewürm.

Nachdem der Mensch, nach dem Abbild Gottes, geschaffen war, sah Gott, dass alles sehr gut war. Der himmlische Chor feiert die Vollendung des großen Werkes in einem dreiteiligen Chor – Chor, Solisten und wieder Chor. Hier erklingt dann auch der Hinweis, dass unser Leben – egal, ob wir an Gott glauben oder die biblische Schöpfungsgeschichte für ein Märchen halten – nicht von uns selbst abhängt. Unser Leben, das ist ein Geschenk, was wir völlig unverdient bekommen.

Nun folgt der dritte Teil. In der Bibel endet der Schöpfungsbericht mit dem siebten Tag, an dem Gott ausruhte. Er segnete diesen Tag und heiligte ihn. Doch davon erklingt bei Haydn nichts. Hier ist die Komposition sehr modern. Zwar beginnt dieser Tag in der Schöpfung mit einem großen Lobgesang – Adam und Eva singen von der wunderbaren Erde und fordern uns auf, einzustimmen. Das tut der Chor stellvertretend für alle. Die Kompositionstechnik ist beeindruckend. Der Grundrhythmus besteht aus Triolen, der Chor singt Achtel, die Bläser Punktierte mit Sechszehntel und die Pauken Zweiunddreißigstel. Diese Vielfalt an Notenwerten war in der Einleitung Ausdruck des Chaos, hier erklingt sie als vollkommene (aber nicht langweilige) Ordnung. Ausgehend vom Lob Gottes für die Erde, die seiner Hände Werk ist, wird die Schönheit der Schöpfung betrachte – Sonne, Mond Sterne, Elemente für Wind und Feuchtigkeit, Pflanzen, Tiere und Berg und Hügel, die den Lobgesang für Gott zurückwerfen. Dieses Lob Gottes verstehen Adam und Eva – mit ihnen die Menschen vor 200 Jahren – als erste Pflicht. Doch wenn diese erfüllt ist, dann feiern wir die Familie: Nun folge mir, Gefährtin meines Lebens! … Holde Gattin! Dir zur Seite fließen sanft die Stunden hin… So genießen Adam und Eva den freien Tag, vom Morgentau bis zum Abendhauch, naschen von der Früchte Saft und genießen den Blumenduft. Gemeinsam wird diese Freude zu einer doppelten.

Der Schlusschor singt vom ewigen Ruhm des Herrn. Das ist im ausgehenden 18. Jahrhundert noch selbstverständlich. Trotz Aufklärung und Entdeckung von vielen Naturgesetzen war Gott uneingeschränkt der Weltenschöpfer, der in seiner unendlichen Weisheit, ähnlich einem Uhrwerk, die Gesetze der Natur in Gang gesetzt hatte. Singt dem Herren, alle Stimmen! Des Herren Ruhm, er bleibt in Ewigkeit.

 

Dr. Jochen Kaiser