In der Zeitschrift: "Für den Gottesdienst", die im Michaeliskloster in Hildesheim erscheint, ist im Heft 76, September 2012, ein ausführlicher Artikel zum Thema "Aufführung" aus gottesdienstlicher Perspektive erscheinen. Mit dem Artikel soll die theaterwissenschaftliche Perspektive auf den Gottesdienst übertragen werden. Ausgelotet wird so, ob diese Übertragung fruchtbar für die Entwicklung und das Verstehen von Gottesdiensten sein könnte.

Hier können Sie den Anfang des Artikels lesen. Der Ausgangspunkt ist ein Gottesdiensterlebnis.

 

Jochen Kaiser

Gottesdienst als Aufführung des Glaubens

Vom Theater zum Gottesdienst

 

Wir feiern Gottesdienst. Kinder, Frauen und Männer, viele sind da. Die Orgel füllt den Raum mit Klang. Dann setzen unsere Stimmen ein. Ein Lied. Helle und dunkle Stimmen singen zusammen. Wir hören unsere Stimme und die der Anderen. Der letzte Ton verfliegt. Er verflüchtigt sich im hohen Raum. Noch ist Stille, wir lauschen dem verklingenden Ton. Der Pfarrer schreitet nach vorn, wir beobachten ihn. Kurz steht er mit dem Rücken zu uns vor dem Altar. »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes«, verkündigt er, nachdem er sich umgedreht hat. Die rote Stola hebt sich gut von der schwarzen Farbe des Gewandes ab. Die Begrüßung gerät etwas lang, so bleibt Zeit, den Kirchenraum anzuschauen. Das Licht fällt farbig durch die hohen Fenster. Die Sonne scheint, doch dringen ihre Strahlen nicht bis in die letzte Ecke. Die großen Pfingstrosen auf den Altarstufen leuchten in ihrem Licht. Es ist, als könnte man ihren verströmenden Duft riechen. Da erklingt von der Orgelempore die Stimme der Kantorin. Leise, fast dünn stimmt sie einen Psalm an. Es wird noch stiller in der Kirche. Wir lauschen den Tönen. Wir alle, die in den Bänken sitzen, wiederholen einen Kehrvers. Bei jedem Singen klingen die Stimmen kraftvoller, singen wir einheitlicher, stimmen zusammen und fühlen uns verbunden. Im gemeinsamen Schwingen wie ein Körper, ein Klangleib. Das wirkt belebend. Fröhlich klingt der Glaube, festlich erstrahlt die Kirche; ein Loblied Gottes. Nach und nach dringen die Worte in mein Bewusstsein: »Komm, heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.« Ja, heute ist Pfingsten. Nun verstehe ich auch Worte des Psalms: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben« – wie ein Blitz leuchtet ein Bild der vergangenen Woche auf. – Ich stehe allein, mitten zwischen meinen Kollegen. Ich passe nicht zu ihnen, sagen sie. Ich störe, sagen sie. Ich bin ein Stein des Anstoßes, sagen sie. Sie brauchen mich nicht, spüre ich. – Doch heute singe ich mit, ich passe in den Klang. Sehnsüchtig bete ich die Worte der Kantorin mit: »O Herr, hilf! O Herr, lass wohlgelingen!« Dann singen wir wieder gemeinsam. Es klingt ein bisschen beschwörend. Es klingt ein bisschen die Hoffnung mit, etwas festhalten zu können: »Komm, heilger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft.«

 

Diese Erzählung malt das Bild einer gottesdienstlichen Aufführung. Der Gottesdienst ist nur als Ereignis erlebbar. In der Übertragung eines »Kunstslogans« könnte man formulieren: Gottesdienst gibt es nur im Erleben des Gottesdienstbesuchers. In diesem Artikel geht es um die Frage: Kann ein Gottesdienst als Aufführung verstanden werden.

In meiner Dissertation wurde der Begriff »Aufführung des Evangeliums« als Bestimmung für den Gottesdienst entwickelt. Er steht am Ende einer Entwicklungslinie von Verkündigung, Kommunikation und Inszenierung des Evangeliums und nimmt die Idee der Performativität gottesdienstlicher Musik auf. Damit bot sich die Verbindung von Aufführung und Erlebnis an, denn beide zeichnet eine »absolute« Gegenwärtigkeit aus; sie bilden eine spezifische Räumlichkeit aus, die in Zusammenhang mit den anwesenden Subjekten steht; sie sind an das einzelne Subjekt gebunden und wurzeln ebenso in der jeweiligen Situation.

Jetzt soll genauer die theaterwissenschaftliche Vorstellung von Aufführung und ihre Bedingungen dargestellt, auf theologisch-liturgiewissenschaftliche Literatur zum Thema verwiesen und Aufführung in Bezug auf den Gottesdienst diskutiert werden.

 

 

 

Wenn Sie weiter lesen wollen - was ich natürlich hoffe -, dann können Sie dies in der Zeitschrift "Für den Gottesdienst" tun.

 

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